Wesentliche Elemente für tragfähige Entscheidungen

Wesentliche Elemente für tragfähige Entscheidungen

Grundhaltung: Allen Methoden und Werkzeugen liegt die Grundhaltung zugrunde, Widerstand ernst zu nehmen und als kreatives Potenzial zu nützen. Diese Grundhaltung entspricht dem Gebot der Rücksichtnahme, dem Gebot der christlichen Nächstenliebe, der Achtsamkeit und des Perspektiven-Wechsels in vielen Kommunikationsschulen.

Die Grafik zeigt auch noch einen Stromkreis mit einem Widerstandsregler, wie Sie ihn vielleicht noch aus dem Physikunterricht kennen. Damals haben wir gelernt – und Sie kennen es, wenn Sie einen Dimmer betätigen – dass der Strom dann stärker fließt, wenn Sie den Widerstand herunterregeln. Gleiches gilt in sozialen Gruppen, zum Beispiel bei Mitarbeitern. Die Arbeit geht auch da flotter von der Hand, wenn Sie Bedenken, Hemmnisse, Schwierigkeiten aus den Weg räumen. Im Alltag kennen wir „Bedenkenträger“ eher als Schimpfwort. Versuchen Sie es einmal anders zu sehen. Jeder Mitarbeiter – auch die zunächst skeptischen Bedenkenträger haben – berechtigte Bedürfnisse und Anliegen. Wenn wir diese nicht einfach kraft Autorität oder Mehrheitsbeschluss niederbügeln, kann die Auseinandersetzung mit den Argumenten und Sichtweisen neue Erkenntnisse liefern, die schließlich zu einer smarten Synergielösung führen.

Viele Varianten, Methoden und Tools:
SK passt sich sehr flexibel an die jeweiligen Erfordernisse an. In Fachartikeln und Büchern (siehe auch unten Quelle) finden Sie eine ganze Reihe von Anwendungsbeispielen. Die Palette der Werkzeuge reicht von Notizzetteln über Konsensierungs-Fächer bis hin zu Online-Tools.

Ablauf – so wie er sehr oft passt
Wie ich noch erklären werde, ist die Anwendung des SK sehr flexibel dosierbar – je nach Komplexität und Konfliktträchtigkeit der Situation. Als Grundschema, das Sie je nach Erfordernis abkürzen oder erweitern können, sollten Sie sich die folgenden Schritte einprägen:

 

Schritt 1: Klärung und Präzisierung der Fragestellung
Es lohnt sich häufig, die zunächst im Raum stehende Fragestellung zu hinterfragen. Wenn Sie beispielsweise überlegen, in welches Lokal Sie zur diesjährigen Weihnachtsfeier gehen sollen, bestimmen Sie durch die Frage ja schon den Fokus für die Lösungssuche. Die weiter gefasste Frage könnte lauten: „Durch welchen Teamevent stärken wir den Zusammenhalt in der Belegschaft?“. Es kann sein, dass Sie wie üblich ein gemütliches Essen wählen; oder aber eine außergewöhnliche Idee wie etwa das Engagement eines Businesstheaters stellt sich als Favorit heraus.
Wichtige Hinweise, dass es lohnen könnte, die Fragestellung zu überdenken sind:
• Sie haben eine geschlossene Frage gestellt, die im Grunde nur zwei alternative Lösungen zulässt. Formulieren Sie lieber eine offene Frage, die mehr und damit auch kreativere und bessere Lösungen ermöglicht.
• Es beschleicht Sie ein ungutes Bauchgefühl, dass die Frage irgendwie nicht ganz passt oder den Kern nicht trifft.
• Sie haben Schwierigkeiten bei den folgenden Schritten. Die Beteiligten tun sich schwer, gute Lösungsideen zu generieren oder die gefundenen Ideen schneiden bei der Bewertung nicht gut ab.

Schritt 2: Auflistung der Optionen für eine Problemlösung bzw. ein Vorhaben
Erläutern Sie den Beteiligten, dass im nächsten Schritt alle Vorschläge von allen Beteiligten folgendermaßen bewertet werden: Auf einer Skala von 0 bis 10 wird festgehalten, wie hoch die Bedenken gegen den jeweiligen Vorschlag sind:
0 bedeutet: Gegen diesen Vorschlag habe ich keine Bedenken.
10 bedeutet: Diesen Vorschlag lehne ich total ab.
Zwischenwerte können nach Gefühl vergeben werden.
Listen Sie die Vorschläge jeweils mit einer Kennung auf.

 

Schritt 3: Bewerten der Vorschläge
Anschließend nennt jeder der Beteiligten seine Bewertung zu den Vorschlägen. Weisen Sie darauf hin, dass es günstig ist, die Skala nach dem eigenen Empfinden möglichst differenziert zu nutzen und nicht einfach nur 0 für den eigenen Favoriten und 10 für alle anderen zu vergeben. Die genannten Bewertungen werden für jeden Vorschlag aufaddiert. Anhand der Summen bzw. Mittelwerte wird sich zeigen, ob es eine gut annehmbare und ein¬deutige Lösung gibt oder ob weiterer Diskussionsbedarf besteht.

 

Schritt 4: Erstellen des Meinungsbildes
Durch die Erfassung der Einzelwerte und das Eintragen in eine Tabelle  ergibt sich eine differenzierte Abbildung der Einzelmeinungen und es lassen sich Konfliktpotenzial bzw. Akzeptanz zu jedem Vorschlag ermitteln.

 

Schritt 5: Strukturierte Diskussion
Sehr häufig ergibt sich ein klares, eindeutiges Ergebnis. Sollte dies nicht der Fall sein, können Sie das Meinungsbild als Basis einer strukturierten Diskussion nutzen. Hinterfragen Sie z.B. die Gründe für hohe Ablehnungswerte. Klären Sie, ob der Vorschlag von allen wirklich in gleicher Weise verstanden wurde usw. Im Rahmen der Diskussion ergeben sich Anpassungen oder ganz neue Vorschläge.

 

 

Schritt 6: Abschließende Entscheidung bzw. Vorlage
Sobald Sie eine gute, gemeinsame Lösung gefunden haben, können Sie die Diskussion abschließen. Für den weiteren Fortgang gibt es – je nach Entscheidungskompetenz der Gruppe bzw. je nach formalen Vorschriften – drei Möglichkeiten.

  • Die Gruppe beschließt die Umsetzung.
  • Sieht ein Gesetz oder eine Satzung einen Mehrheitsbeschluss vor, kann die bestgereihte Lösung als Antrag eingebracht und formal beschlossen werden. In aller Regel werden diese Anträge einstimmig oder zumindest mit großer Mehrheit angenommen.
  • Das Ergebnis der Gruppe wird als Vorlage an die Entscheider weitergegeben. Diese haben dann den Vorteil, dass sie wissen, wie die Gruppe über die einzelnen Alternativen denkt – welche Optionen eine hohe Akzeptanz genießen und welche hohes Konfliktpotenzial in sich bergen.

Fertig! In vielen Fällen, wird Ihnen genau dieses Schema vollkommen ausreichen, um mit einigermaßen konstruktiven Menschen gute Lösungen zu erarbeiten. Wie unsere Ausbildungs­seminare immer wieder zeigen, erfordert es allerdings Übung und Erfahrung, um den Prozess elegant und ohne unnötige Längen bzw. Umwege zu moderieren. Mit der Zeit werden Sie lernen, richtig einzuschätzen, an welchen Stellen besondere Sorgfalt nötig ist und wo Sie auch mal eine Abkürzung gehen können.

Quelle: Auszug aus dem Buch Smart entscheiden! Methoden und Strategien, die Sie voranbringen
Die 2. Auflage ist seit Juni 2019 erhältlich.

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