Gewohnheiten bestimmen unser Leben

Gewohnheiten bestimmen unser Leben

Im Talmud heißt es: achte auf Deine Taten, denn sie werden Deine Gewohnheiten, achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Schicksal. Gewohnheiten haben also einen großen Einfluss auf unser Leben. Sie zu reflektieren und zu ändern ist äußerst lohnenswert.
Im Prinzip sind Gewohnheiten eine sehr praktische Angelegenheit. Vermutlich können Sie sich nicht mehr erinnern, was Sie genau in welcher Reihenfolge gemacht haben, als Sie das letzte Mal Ihre Zähne geputzt, die Wäsche in die Waschmaschine getan, Schuhe angezogen oder Ihr Auto abgestellt haben. Unser Gehirn ist ein toller Energiemanager. Alles, was wir oft genug gemacht haben, hat die Tendenz, dass es automatisiert wird. Die nötigen Informationen werden in Hirnregionen abgespeichert, zu denen wir nur noch schwer bewussten Zugang haben. Ist ein gewohnheitsmäßiges Verhalten erst einmal in Gang gesetzt, läuft es präzise ab wie ein Uhrwerk und verbraucht dabei wenig Energie. Wir brauchen uns nicht weiter darum kümmern und haben Gehirnkapazität frei, um nebenbei nachzudenken, zu sprechen oder einer anderen Tätigkeit nachzugehen.
Es ist schon faszinierend: Wenn wir das Haus verlassen, müssen wir nicht entscheiden, putze ich mir heute die Zähne, wenn ja wie, kämme ich die Haare und in welcher Reihenfolge ziehe ich heute die Schuhe an? Vielleicht halten wir zwischendurch einmal kurz inne und überlegen, wie das Wetter ist und welche Kleidung farblich zusammenpasst. Aber im Grunde sind wir bei den meisten Tätigkeiten überhaupt nicht bei der Sache – und trotzdem klappt alles im Autopilot-Modus wie am Schnürchen.

Eine kleine Analyse

Bevor ich auf die Kehrseite der Medaille eingehe, empfehle ich Ihnen, dass Sie ein Blatt Papier nehmen und aufschreiben, welche Tätigkeiten Sie gewohnheitsmäßig machen. Am besten nutzen Sie pro Gewohnheit eine Zeile:



Auswertung

Wenn Sie nun Ihre Liste durchgehen, wird es da Gewohnheiten geben, die wunderbar passen. Sie sind tolle Diener bei der Verrichtung unserer regelmäßigen Routinen. Diese können Sie mit einem dicken Pluszeichen markieren.
Dann gibt es Gewohnheiten, die sind fraglich. Sie passen vielleicht zu anderen – aber nicht unbedingt zu Ihnen. Um einmal weit auszuholen: Das Schweinchen zum Beispiel suhlt sich gerne im Dreck. Für das ansonsten sehr reinliche Tier ist das auch in Ordnung. Es hat eine empfindliche Haut. Der Schlamm wirkt wie eine Sonnencreme. Außerdem können Schweine nicht schwitzen. Der nasse Schlamm hat eine kühlende Wirkung. Ist der Schlamm getrocknet, wird er an einem Stein oder Baum wieder abgerubbelt. So wird unser Schweinchen auch Stechmücken und anderes Krabbeltier los. Sie ahnen es: was für die vier- und zweibeinigen Schweinchen gut ist, muss nicht unbedingt zu Ihnen passen. Wenn Sie derartige Punkte in Ihrer Liste finden, können Sie mindestens ein dickes Fragezeichen oder gar ein Minus machen.
Überlegen Sie schließlich, welche Gewohnheit besonders ungünstig für Sie ist. Was kostet Sie immer wieder Zeit? Womit haben Sie vielleicht kurzfristig einen positiven aber mittel- und langfristig eher einen negativen Effekt.
Haben Sie eine Gewohnheit identifiziert, die Sie ändern möchten? Eine Umstellung ist nicht ganz einfach und geht zumeist nicht von heute auf morgen. Sie brauchen dazu entweder ein einschneidendes Erlebnis oder einen festen Entschluss. Ich empfehle Ihnen letzteres.

So können Sie Gewohnheiten ändern

Wenn Sie an Ihren Gewohnheiten arbeiten wollen, sollten Sie folgende Punkte wissen:

  • Gewohnheiten sind in den Basalganglien abgespeichert. Zu dieser Hirnregion haben Sie nur bedingt Zugriff.
  • Ein Auslösereiz setzt gewohnheitsmäßiges Handeln in Gang.
  • Ein bewusstes Eingreifen ist nur schwer möglich.
  • Das Verhalten / das Ergebnis wird als Belohnung empfunden

Die beste Strategie zum Umgewöhnen:

  • Auslösereize identifizieren: z.B. wenn ich Pause mit Kollegen mache (Auslösereize), trinke ich eine Tasse Kaffee und esse einen Schokoriegel dazu
  • Belohnung identifizieren: der Geschmack von Kaffee und Schokoriegel
  • Gewohnheit durch andere Verhaltensweise ersetzen, die den gleichen Effekt hat: wenn Sie z.B. ein frisches Glas Wasser mit einem Spritzer Zitronensaft ebenso lecker finden, könnten Sie Ihren Kaffee- und Süßigkeitenkonsum reduzieren.

Nehmen Sie sich immer nur eine Gewohnheit vor. Haben Sie Geduld und Nachsicht mit sich selbst. Ein Rückfall in alte Verhaltensmuster ist ärgerlich, bedeutet aber nicht, dass Sie mit ihrem Vorhaben gescheitert sind. Einige Autoren behaupten, dass man Dinge 240-mal anders machen muss, bevor eine neue Gewohnheit in Fleisch und Blut übergegangen ist. Diese Zahl ist recht willkürlich gewählt, verdeutlicht aber, dass gerade beim Ändern von Gewohnheiten Durchhaltevermögen gefordert ist.
Ich wünsche Ihnen einen langen Atem und viel Erfolg

 

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